Nachhaltiges Investment mit einem Fokus auf die Schweiz

Immer mehr Anleger interessieren sich für ein „grünes“ beziehungsweise nachhaltiges Investment, weil sie verstanden haben, dass ganz abgesehen von einer guten Rendite jeder mit seinem finanziellen Engagement einen Beitrag für eine bessere Welt leisten kann. Auf welche Kriterien dabei zu achten ist und welche Anlagen diese erfüllen, darüber soll mit diesem Beitrag aufgeklärt werden.

In 2020 verzeichnete der Markt für nachhaltiges Investment in der Schweiz wieder ein zweistelliges Wachstum. Während das Anlagevolumen insgesamt um circa 31 Prozent auf etwas mehr als 1,5 Billionen Schweizer Franken (CHF) gestiegen ist, wiesen ökologische Anlagefonds mit 48 Prozent die grösste Wachstumsrate auf, gefolgt von nachhaltigen Mandaten (29 Prozent).

Zurückgeführt wird dieses Wachstum zum einen auf die deutliche Zunahme nachhaltiger Anlageansätze und zum anderen auf die Zuflüsse aus bereits bestehenden nachhaltigen Fonds. Somit stieg das Volumen nachhaltiger Fonds um 694,5 Milliarden CHF, was 52 Prozent des gesamten Schweizer Fondsmarktes ausmacht. Insofern ist das Jahr 2020 jene Zeitmarke, an der nachhaltiges Investment erstmalig konventionelle Anlagefonds übertroffen hat.

Die höchste Wachstumsrate weist mit immerhin 70 Prozent die Kategorie Impact Investing innerhalb der nachhaltigen Anlageansätze auf. Tatsächlich legen die Investoren immer mehr Wert auf positive Auswirkungen ihrer Anlageentscheidungen. Dies äussert sich deutlich in ihren aktiven Massnahmen, wenn beteiligte Unternehmen gegen die gesetzten Normen verstossen. Während solche Firmen bislang einfach nur aus dem Anlageuniversum „herausflogen“, führen Vermögensverwalter und Asset Owner nun einen oftmals fruchtbaren Dialog mit den Unternehmen. Dieser aktive Ansatz trägt am besten zu ganz konkreten Verhaltensänderungen bei.

Der Klimawandel ist und bleibt Zugpferd für nachhaltiges Investment

Die Themen im Bereich ESG-Engagement konzentrieren sich in der Tat vorrangig auf das Risikomanagement und die Berichte über den Klimawandel. Auf der anderen Seite sind jegliche Aktivitäten in Sachen Kohle das häufigste Ausschlusskriterium, wenn es um ein finanzielles Engagement geht. Stattdessen steht jetzt saubere Energie im Fokus der Vermögensverwalter.

In diesem Zusammenhang gewinnen unabhängige Zertifizierungen immer mehr an Bedeutung. Noch 2019 konnten lediglich sechs Prozent der nachhaltigen Anlagen mit einem unabhängig zertifizierten Label aufwarten, zwei Jahre später prangten auf über 30 Prozent dieser Anlageformen das FNG-Siegel, Label ISR, LuxFlag oder GRESB.

Es sind vor allem die institutionellen Anleger, die das Feld der nachhaltigen Anlagen mit einem Wachstum um 20 Prozent bestellen. Aber das private Segment holt auf, denn hier gab es geradezu einen sprunghaften Anstieg um mehr als 70 Prozent.

Konkrete Tipps für „grüne Geldanlagen“ gibt zum Beispiel ecoreporter mit dem nachvollziehbaren Hinweis, dass diese sogleich eine dreifache Rendite gewähren, nämlich in finanzieller, ökologischer und sozialer Hinsicht.

Die ESG-Kriterien näher beleuchtet

Es ist gar nicht so einfach, ein nachhaltiges Investment von konventionellen Produkten zu unterscheiden. Um dies leichter bewerkstelligen zu können, wurden die ESG-Kriterien eingeführt. Die Abkürzung steht für Environment, Social, Governance und zielt auf umweltgerechte und sozialverträgliche Unternehmensführungen ab, denn jede Kaufentscheidung, die heute getroffen wird, beeinflusst mittel- und langfristig die Welt, in der wir leben. Daher darf die Rendite bei Investmententscheidungen niemals das einzige Kriterium sein.

Umso wichtiger ist es, die ESG-Kriterien zu kennen und auch zu verstehen, denn sie gehören in der Tat zu den besonders weitverbreiteten Ansätzen für eine Kennzeichnung nachhaltiger Geldanlagen. Damit ein Unternehmen diesbezüglich eine gute Bewertung erfährt, sollte es alle drei Kriterien möglichst weitgehend erfüllen:

 

  1. E für Environment (Umwelt)
    Unter diesen Aspekt fällt der Energieverbrauch beziehungsweise die Energie-Effizienz eines Unternehmens. Die verstärkte Nutzung der erneuerbaren Energien und eine Minimierung der Emission von klimaschädlichen Gasen wie Kohlendioxid stehen hierbei im Fokus. Darüber hinaus geht es um den Verbrauch von Ressourcen. Je geringer dieser gehalten werden kann, desto besser können natürliche Lebensräume bewahrt bleiben. Dazu gehört auch das Abfallmanagement, denn wenn die Abfallproduktion gering gehalten wird, bedeutet dies weniger Umweltverschmutzung.
  2. S für Social
    Hierbei wird auf faire Arbeitsbedingungen und gerechte Entlohnung geachtet. Ausserdem sollten die Standards im Arbeits- und Gesundheitsschutz möglichst hochgehalten werden. Produktionsweisen, die vor Ort die Lebensgemeinschaften unterstützen und fördern, gerade auch mit Blick auf indigene Volksgruppen, ohne ihre Traditionen zu gefährden, machen in der ESG-Welt Pluspunkte.
  3. G meint Governance (Unternehmensführung)
    Die Ausschaltung von Korruption steht hierbei an vorderster Front und das funktioniert nur mit einem hohen Mass an Transparenz. In der Struktur des vielfältigen Vorstands sollten sich demokratisches Gebaren und die Ablehnung von Rassismus oder Frauenfeindlichkeit deutlich abzeichnen. Zudem gibt die Vergütung auf Ebene der Geschäftsleitung wiederum Auskunft über die soziale Einstellung des Unternehmens. Einen besonderen Pluspunkt verdienen jene Firmen, die sich nicht nur für die Rechte der Anleger, sondern insgesamt auch für Menschenrechte starkmachen.

Daraus ergeben sich unmittelbar Ausschlusskriterien

Ratingagenturen und Fondsanbieter sind inzwischen zu oftmals sogar recht strengen Ausschlusskriterien übergegangen. Dazu gehören auf jeden Fall die Förderung und Verbrennung von Kohle oder Erdöl sowie Unternehmen, die Kernkraftwerke betreiben. Zu den internationalen normbasierten Ausschlüssen zählen Korruption und Kinder- oder Zwangsarbeit. Wertbasierte Ausschlüsse werden von den Anlegern selbst definiert und beachtet. Typisches Beispiel hierfür ist die Produktion oder der Handel mit fossilen Energieträgern, Alkohol oder Waffen.

Messung der ESG-Kriterien

Die auf Nachhaltigkeit spezialisierten Ratingagenturen gewichten die Rubriken Umwelt, Soziales und Unternehmensführung gezielt unterschiedlich. Sustainalytics zum Beispiel gibt der Umwelt 30 Prozent, den sozialen Aspekten 32 Prozent und sogar 38 Prozent an die Unternehmensführung ab. Ähnliche Ratings wurden auch von den traditionellen Analysten Bloomberg, MSCI oder Thomson Reuters eingeführt. Kennzahlensysteme erleichtern es ihnen, automatisiert entsprechende ESG Scores zu berechnen.

Die Suche nach ESG-Fonds leicht gemacht

Zu den besonders kritischen Zertifizierern von ESG-Fonds gehört FNG, das Forum Nachhaltige Geldanlagen. Das begehrte FNG-Siegel erhalten jedes Jahr jene Unternehmen, die die strengen Kriterien eines unabhängigen von FNG beauftragten Komitees erfüllen. Dem zugrunde liegt ein Stufenmodell, das innerhalb des deutschsprachigen Raums die mit Blick auf Nachhaltigkeit besten Anlageprodukte mit bis zu drei Sternen auszeichnet. Die Liste der FNG-zertifizierten Fonds des Jahres 2022 befindet sich auf der FNG-Homepage.

Bei der Luxemburg Fund Labelling Agency LuxFLAG handelt es sich um eine Non-Profit-Organisation. Ihr erklärtes Ziel ist die Förderung der Kapitalbeschaffung für verantwortungsbewusstes und nachhaltiges Investment. Dabei spielt das Herkunfts- oder Ausgabeland keine Rolle. Neben dem ESG-Siegel vergibt LuxFLAG weitere Siegel in den Bereichen Microfinance, Environment, Green Bond und Climate Finance. Eine Liste der gemäss ESG-Kriterien ausgezeichneten Fonds kann man zum Beispiel hier einsehen.

Ethos ist die Schweizerische Stiftung für nachhaltige Entwicklung mit Sitz in Genf. Sie bemüht sich darum, nachhaltige Anlagetätigkeiten in der Schweiz zu fördern. Die Stiftung ist gleichsam ein Zusammenschluss von insgesamt 237 Pensionskassen sowie gemeinnützigen Stiftungen und bietet sowohl qualifizierten als auch privaten Anlegern ESG-geprüfte Misch-, Obligationen- und Aktienfonds an. Eine Übersicht dazu finden Sie hier.